Bei der Aufnahme von Fremdkapital zur Finanzierung unternehmensinterner Projekte oder zur Anschaffung von Maschinen, Fahrzeugen, Anlagen oder Liegenschaften spielen für KMU (kleine und mittlere Unternehmen) die Banken die wichtigste Rolle. Kredite sind die bedeutendste Finanzierungsquelle für Unternehmen, selbst wenn der Trend zum Einsatz von Fremdkapital aufgrund gestiegener Rücklagen leicht rückläufig ist. Allerdings haben regulatorische Eingriffe wie das Basel III Abkommen zu einem Anstieg der Kreditkosten und einer zurückhaltenderen Kreditvergabe durch die Banken geführt. Aus diesem Grund versuchen zahlreiche KMU, bei der Finanzierung verschiedene Modelle miteinander zu kombinieren.
Kredite für Investitionsgüter
Kleine und mittlere Unternehmen führen am häufigsten Kreditverhandlungen mit Banken, um an frisches Geld für neue Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge zu gelangen, wie eine Auswertung der KfW-Bank zeigt. Über die Hälfte aller Kredite werden von den Unternehmen demnach für den Kauf von Produktionsstraßen, Transportfahrzeuge und neue Maschinen eingesetzt. An zweiter Position rangiert die Kreditfinanzierung für Immobilien. Dabei kann es sich um den Kauf von Lager- oder Produktionshallen, Grundstücken für den Neubau oder um reine Baukosten handeln. Da in diesem Segment hohe Kosten anfallen, entscheiden sich die meisten Unternehmen für eine Kreditfinanzierung, da die Investitionen kaum oder nur selten aus den eigenen Rücklagen bezahlt werden können. Mit einem Anteil von 31 Prozent liegen Kredite für die Anschaffung von Betriebsmitteln auf Rang 3. Bei Betriebsmitteln handelt es sich um materielle Güter, die zwar im Produktionsprozess benötigt werden, für die eigentliche Herstellung von Produkten jedoch nicht zum Einsatz kommen. Unter anderem zählen Computer, Werkzeuge, Büromöbel und Reinigungstechnik zu den Betriebsmitteln.
Restriktive Vergabe von Krediten durch die Geldinstitute
KMU haben in der Gegenwart hohe Hürden zu überwinden, um an einen Bankkredit zu kommen. Die Geldinstitute halten sich aufgrund verschiedener Regularien wie Basel III bei der Vergabe von Unternehmenskrediten zurück. Insbesondere Existenzgründer haben Schwierigkeiten, an Geld für Investitionen zu kommen, da sie noch keine Bilanzen oder Einnahmen-Überschuss-Rechnungen vorweisen können. Kreditverhandlungen mit der Bank können aus unterschiedlichen Gründen scheitern. Am häufigsten lehnen die Geldinstitute das Kreditgesuch aufgrund unzureichender Bonität und wegen fehlender Sicherheiten ab. Branchenspezifische Unterschiede gibt es beispielsweise zwischen dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel. Während im ersten Fall Kreditverhandlungen nur selten scheitern, werden Darlehensgesuche aus dem Groß-, Einzel- und Außenhandel vergleichsweise häufig abgelehnt.
Alternative Kreditfinanzierung für KMU
Zwar bildet der klassische Bankkredit für KMU noch eine tragende Säule bei der Finanzierung von Investitionen mit Fremdmitteln, doch längst sind kleine und mittlere Unternehmen breiter aufgestellt. Zunehmend mehr gewinnt das Crowdfunding an Bedeutung. Bei dieser Form der Finanzierung bleiben die Banken außen vor. Stattdessen stellen private Investoren und institutionelle Anleger den Unternehmen das Kapital zur Verfügung. Crowdfunding Plattformen haben sich auf die Vermittlung der Geldgeschäfte spezialisiert. Darüber hinaus bietet sich für die Finanzierung von Maschinen, Anlagen oder Fahrzeugen das Leasing an. Gegen eine vergleichsweise geringe monatliche Leasingrate erhält das Unternehmen ein Nutzungsrecht an bestimmten Gütern. Kurzfristig kann darüber hinaus mit einem Kontokorrentkredit ein finanzieller Engpass überbrückt werden. Als wirkungsvolle Maßnahme zur Wahrung der Liquidität hat sich das Factoring etabliert. Das Unternehmen verkauft seine offenen Forderungen aus erstellten Rechnungen an eine Factoring-Gesellschaft, die sofort die Begleichung des Rechnungsbetrages übernimmt und allein das Risiko eines Zahlungsausfalls trägt.