Die Unternehmensfinanzierung ist insbesondere in der Start- und Gründungsphase für die meisten Unternehmen eine echte Herausforderung. In der Praxis sind oft hohe Anfangsinvestitionen notwendig und in der Regel dauert es 12-18 Monate, bis eine Firma profitabel ist. Benötigt werden nicht nur finanzielle Mittel, um die Gründungskosten abzudecken. Die Investitionen umfassen auch das Startkapital für den laufenden Betrieb und die privaten Ausgaben. Die Mittel und Wege zur Unternehmensfinanzierung haben sich gegenüber früher geändert. Längst ist der klassische Bankkredit nicht mehr die einzige Möglichkeit für KMU, um an Fremdkapital zu kommen.
Unternehmensfinanzierung: Es gibt keinen Königsweg
Viele Gründer stecken in der Anfangsphase neben viel Herzblut auch eine große Menge an Eigenkapital in ihre Geschäftsidee. Bis zu 80 Prozent aller Gründer sind in der Startphase nicht auf Fremdmittel angewiesen, um den Geschäftsbetrieb zum Laufen zu bringen. Das ändert sich später, wenn das Unternehmen wächst und Investitionen in Betriebsmittel erforderlich werden. War früher die Hausbank der erste Ansprechpartner, hat sich das Bild in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten gewandelt. Für KMU gibt es verschiedene Wege, an Geld für Investitionen zu kommen, wobei jeder Weg Vor- und Nachteile hat. Diese müssen im Vorfeld genau gegeneinander abgewogen werden. Die Praxis hat oft bewiesen, dass nicht die günstigste Finanzierung der beste Weg ist, sondern eine exakt auf die Erfordernisse des Unternehmens zugeschnittene Investition die meisten Vorteile bringt.
Bankkredite verlieren an Bedeutung
Bankkredite verlieren in der Unternehmensfinanzierung zunehmend an Bedeutung. Die weltweite Finanzkrise und die daraus resultierenden Regularien für den Bankensektor haben die Situation grundlegend verändert. Im sogenannten „Basel III Abkommen“ wurden verbindliche Regulierungsmaßnahmen festgelegt, die alle europäischen Geldinstitute dazu zwingen, ein geringeres Kreditrisiko einzugehen. Folgende Eckpunkte wurden für die Banken festgelegt:
- Erhöhung der Eigenkapitaldecke
- Einschränkungen bezüglich des Geschäftsvolumens
- deutliche Erhöhung der Liquiditätsvorschriften
- Hinterlegung jedes Kredites mit Eigenkapital in Abhängigkeit vom Ausfallrisiko
Im Ergebnis verhalten sich die Banken deutlich zurückhaltender bei der Vergabe von Krediten zur Unternehmensfinanzierung als vor dem Ausbruch der Finanzkrise. Besonders hart trifft es Start-ups, die keine Firmenhistorie vorweisen und demzufolge auch keine positive Berichtsbilanz vorlegen können. Grundsätzlich ist das Volumen an klassischen Bankkrediten rückläufig. Für kleinere und mittlere Unternehmen heißt das, nach Alternativen zu suchen. Dieser Umstand kann durchaus eine Chance sein.
Alternative Formen der Unternehmensfinanzierung
Für KMU bietet sich heute eine Reihe an Möglichkeiten, um an dringend benötigtes Kapital zu gelangen. Eine wichtige Rolle spielen Darlehen der landeseigenen Förderbanken und der bundesweit agierenden KfW-Bank. KMU profitieren nicht nur von günstigen Konditionen, sondern kommen bei Erfüllung bestimmter Förderkriterien auch in den Genuss weiterer Vergünstigungen wie tilgungsfreie Zeiträume. Eine weitere Alternative ist das Crowdfunding. Bei dieser Form der Unternehmensfinanzierung stellen private oder institutionelle Anleger dem Unternehmen Geld zur Verfügung und erhalten als Gegenleistung eine attraktive Verzinsung.
Professionelle Anleger engagieren sich im Bereich Neugründungen auch über die sogenannte Private Equity. Sie stellen dem Unternehmen Kapital zur Verfügung, das als Venture Capital bezeichnet wird. Im diesem Segment des sogenannten Wagniskapitals sind ganze Venture Capital Gesellschaften aktiv, die Investitionen branchenüblich über Fonds realisieren. Weniger spektakulär ist das Leasing von Geräten, Anlagen oder Maschinen. Die Betriebsmittel müssen in der Anfangsphase nicht zwangsläufig gekauft und damit finanziert werden. Leasing ist deutlich günstiger, da der Leasinggeber lediglich eine Nutzungspauschale erhält. Selbstverständlich kommt auch eine wohlhabende Privatperson als Investor infrage. Der sogenannte Business Angel bringt in der Praxis meist nicht nur das erforderliche Kapital auf, sondern unterstützt das junge Unternehmen mit Know-how und seinem Netzwerk.